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Orkan „Marina“ war Szenario für LV-Übung

Ostenholzer Moor/Schierenbleeken 28.05.11. Der Orkan „Marina“ hat in der Nacht von Freitag auf Samstag in Norddeutschland schwere Zerstörungen angerichtet.

Viele Gebäude und wichtige Infrastruktureinrichtungen der Ortschaft Schierenbleeken wurden zerstört bzw. schwer beschädigt. Gewässer sind über die Ufer getreten und haben schwere Schäden verursacht. Verletzte Personen irren hilfesuchend  durch die Ortschaft. Straßen und Verkehrswege sind teilweise unpassierbar. Es sind Brände ausgebrochen und die Trinkwasserversorgung ist unterbrochen.

 

Was klingt wie ein Bild eines Kriegsschauplatzes war zum Glück nicht real. Es handelte sich um eine Einsatzübung des THW Landesverbandes (LV) Bremen/Niedersachsen auf dem Standortübungsplatz Bergen. Neben 17 weiteren Facheinheiten aus dem o.g. LV wurde auch der THW Ortsverband Stelle-Winsen mit seiner ersten Bergungsgruppe unter der Führung des Gruppenführers Martin Borchardt alarmiert. Die Aufgabe gemäß Einsatzauftrag bestand in der Beseitigung der Schäden in der Ortschaft Schierenbeeken gemeinsam mit den anderen dort eingesetzten THW-Einheiten. Hierzu brachen die Kräfte aus Stelle am Samstag um 0600h auf, um mit ihrem Gerätekraft- und einem Mannschaftstransportwagen zum Lager Ostenholz zu verlegen. Das Lager diente als Bereitstellungsraum für die angeforderten Teileinheiten. Die Steller trafen hier um 0745h ein. Nach einem gemeinsamen Frühstück und erfolgter Befehlsausgabe sollten die Einheiten schließlich in das Schadengebiet verlegen. Aufgrund der schweren Sturmschäden, waren viele Zufahrten in die Ortschaft Schierenbleeken unpassierbar, so dass die Führungsstelle die einzusetzenden Kräfte mittels Koordinaten zum Ziel führte. Dort eingetroffen bot sich den Helfern aus Stelle ein subtiles Bild. Die zugewiesene Einsatzstelle war ein Einfamilienhaus. Aus dem Hausinneren drang ein dichter Rauch und es wurden mehrere Personen vermisst.

 

Die Gruppe begann mit der Erkundung der Lage. Um in das Hausinnere vorzudringen, mussten umluftunabhängige Atemschutzgeräte angelegt werden. Nachdem der erste Atemschutztrupp, abgesichert durch einen Zweiten aus Delmenhorst, in das Gebäude eingedrungen war, konnte sehr schnell eine Person im Treppenaufgang des Objektes lokalisiert werden. Diese wurde mit Hilfe einer Trage zügig aus dem Haus gerettet. Im Anschluss daran wurden alle zugängigen Fenster geöffnet, um  den Rauch aus dem Objekt zu bekommen, damit auch die weiteren Kräfte in diesem arbeiten konnten.  

 

Im Erdgeschoss war der Zugang zu zwei Räumen durch zwei 10mm starke Metallplatten versperrt. Im Dachgeschoss behinderten Hölzer den Weg in einen weiteren Raum. Nach dem das Haus rauchfrei war, konnten die Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden, um die zwei verletzten Personen, welche sich noch im Hausinneren befanden, fachgerecht zu retten. Im Erdgeschoss begann die Gruppe sich mit dem Brennschneidsatz des Gerätekraftwagens I einen Weg durch das Metall zu bahnen. Im Dachgeschoss wurde sich unterdessen der Zugang mittels einer Motorkettensäge verschafft. Da die Person hier solch schwere Verletzungen aufwies, so dass sie nicht über das Treppenhaus in Sicherheit gebracht werden konnte, entschied sich Gruppenführer Borchardt für die Rettung über einen Leiterhebel. Hierrüber konnte die Person schließlich sicher aus dem Haus geschafft und an den Rettungsdienst übergeben werden. Auch die Öffnungen in den Metallplatten führten zur erfolgreichen Rettung der letzten Person, welche durch diese aus der Schadenstelle befördert wurde. Nach erfolgreicher Rettung und entsprechender Verlastung der hierfür eingesetzten Gerätschaften, gab es eine Feldverpflegung, in einem eigens für die Einsatzkräfte aufgebauten Zelt, durch die Fachgruppe Logistik. Für frisches Wasser und die nötige Hygiene sorgte die Fachgruppe Trinkwasserversorgung.

 

Im Anschluss an das Essen ging es zur nächsten Einsatzstelle. Hier drohte eine Giebelwand einzustürzen. Auftrag war es dieses zu verhindern. Die Steller mussten es also schaffen die angeschlagene Wand abzufangen. Dies erfolgte innerhalb von 1 Stunde und 4 Minuten über die Konstruktion von drei Strebstützböcken. Die qualitativ hervorragende Leistung sowie das sehr gute Zusammenwirken der Gruppe wurden durch die Übungsleitung überaus positiv bewertet. Nach erfolgtem Rückbau wurde die Einheit noch zu einer weiteren Schadenstelle gerufen.

 

Es handelte sich um ein dreigeschossiges Haus. Aus dem Obergeschoss sollte die Rettung einer Person vorgenommen werden. Aufgrund des Verletzungsbildes dieser, befahl Borchardt den Bau einer Seilbahn. Hierzu installierte die Gruppe einen Einpressdübel in der Geschossdecke um hier eine Umlenkrolle einhängen zu können. Über diese wurde schließlich das Stahlseil der Fahrzeugwinde geführt und an einem Querrigel hinter einer Türöffnung angeschlagen. An diesem Seil wurde später mit einer Laufkatze die Schleifkorbtrage eingehängt, über welche auch diese verletzte Person aus diesem Objekt sicher gerettet werden konnte.

 

Nach einer offiziellen Aussprache wurde die Übung um ca. 1800h beendet und die eingesetzten Kräfte sollten sich zu einem gemütlichen Ausklang abermals im Verpflegungszelt einfinden. Hier wurde abschließend gegrillt und die Helfer hatten die Möglichkeit sich im Anschluss mit den anderen Übungskräften über das Erlebte auszutauschen.

 

Nach einem ereignisreichen Tag waren die Helfer gegen 2130h zurück im heimischen Stützpunkt. Borchardt zog eine positive Bilanz: „Wir haben heute ein sehr gutes Bild abgeliefert und es hat allen Helfern viel Spaß gebracht“. Auch der stellvertretende Ortsbeauftragte Markus Schwope, welcher die Truppe an dem Tag begleitet hatte, war sehr zufrieden mit der Leistung seiner Teileinheit und sprach allen beteiligten ein großes Lob aus.

 

Für die gelungene Übung bedanken wir uns recht herzlich bei den Ausrichtern. Ferner gilt unser Dank der ersten Bergungsgruppe des OV Delmenhorst für die schnelle und unbürokratische Zusammenarbeit und unserem Stationsbetreuer Klaus Grupe (OV Schöningen) für die vielen Hinweise zur stetigen Verbesserung unserer Arbeit. (HB)

 

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